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Wilhelm
Tell von Friedrich Schiller
Die Szene kann mit heutigen Sensationsmeldungen mithalten. Was ist
sonst noch spannend an Friedrich Schillers fast zweihundert Jahre
altem Wilhelm Tell?
Die Geschichte kann's nicht sein, die interessiert doch bloß
noch Historiker: Da kämpften die Schweizer vor rund tausend
Jahren ihren Freiheitskampf gegen Habsburg und die Willkürherrschaft
der Vögte - und?
Zum heiteren Sprichwörtervervollständigen allerdings
ist das Stück 1 A: Früh übt sich - Na?
- was ein Meister werden will.
Die jugendliche Naivität muss mit ihnen durchgegangen sein.
Was sonst treibt ein großes Ensemble hoffnungsvoller Menschen
in der Blüte ihrer Jahre dazu, monatelang Wilhelm Tell
zu probieren? Und zu denken, das würden dann Tausende sehen
wollen?
Es sind die Fragen, die in diesem Stück gestellt werden. Denn
es sind dieselben, die heute auf dem Tisch sind - und so wenig beantwortet
wie damals. Wie steht es um Loyalität und Fraktionszwang?
Wie um moralische Korrumpierbarkeit und die Stabilität familiärer
Bande in einer zerrissenen Zeit? Bei allem geht es auch um die Macht
der Liebe - Wilhelm Tell, oft und zurecht als politisches
Stück gesehen, zeigt die privaten Belange hinter den Staatsgeschäften.
Es weckt auch andere Assoziationen: Im Zeitalter der Globalisierung,
wo es Probleme mit nationalistischem Denken gibt, spielen die den
Tell! Dies Stück vom nationalen Freiheitskampf
mit dem berühmt-berüchtigten Rütli-Schwur. Stauffacher
als Goebbels oder Göring, der Rütli-Schwur als Reichsparteitag
das wurde so schon inszeniert. Spätestens seit den 1960er
Jahren ist klar, dass der Szene dieses Moment innewohnt. Doch das
Stück kann als Warnung davor verstanden werden, wie sich gefährliche
Strukturen erneuern, lediglich ein neues Gesicht erhalten.
Im ThOP ist Wilhelm Tell in der Regie von Tanja
Weidner zu sehen. Die Utopie 'Familie' steht im Vordergrund,
denn Tell (Axel Theune) ist kein politisch umtriebiger Mensch,
sondern in erster Linie Familienvater, der die Zerrüttung seines
privaten
Lebens nicht abwenden kann. Sein Gegenspieler, Landvogt Geßler
(Nadine Huhnold), ist gefährlich, weil er die Notwendigkeit
zwischenmenschlicher Bindungen
verneint. Der Freiheitskampf, in den Stauffacher (Benjamin Zachriat)
die Schweizer führt, ist Nebenschauplatz, aber ohne den historischen
Tell kaum denkbar. Bei Schiller ist er lediglich Symbol, Galionsfigur
im Kampf von Schwyz, Uri und Unterwalden
gegen die Vögte. Doch Tells blutiger Racheakt nach dem Apfelschuss
erscheint heute fragwürdig.
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Ab 9. Oktober |
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Zusätzlich:
Am Sonnabend, 13. Juli , 20.15 Uhr findet
eine Vorstellung bei freiem Eintritt auf dem Campus statt. |
Beginn:
jeweils 20.15 Uhr
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