Kritik des GT zur Premiere am 01. September 2010

Der Dumme lacht immer zuletzt
Von Isabel Trzeciok

Bei einem Verkehrsunfall ist der Mediziner Dr. med. Hiob Prätorius samt Gattin ums Leben gekommen. Dem Premierenpublikum der Aufführung von Curt Goetz’ Stück im studentischen Theater im OP stellte sich am Mittwoch wie den ebenfalls anwesenden Sherlock Holmes und Dr. Watson die Frage, was wohl geschehen sein könnte.

Regisseur Peter Schubert nutzt in seiner Inszenierung die perfekt geeignete Räumlichkeit des ehemaligen Anatomie-Hörsaals, um das Publikum direkt ins Stück zu ziehen. Der liebenswerte, kluge und gleichzeitig ein wenig naive Mediziner Prätorius (Christian Feuerhake) blickt auf keine so lupenreine berufliche Laufbahn zurück, wie man angesichts seiner Beliebtheit bei den Patienten glauben könnte. Und einige Personen in seinem Umkreis – vor allem sein Faktotum Shunderson (Tim Howell) – haben alles andere als eine weiße Weste.

Trotzdem stehen für Prätorius und seine Umgebung Humor und das Lachen, selbst im Angesicht des Todes, im Mittelpunkt des Wirkens. Dafür lieben ihn seine Patienten und seine Frau Violetta (Julia Krause). Daher kommen Witz und Vergnügen bei der Inszenierung trotz einer etwas behäbig wirkenden Entwicklung der Geschichte nie zu kurz.

Die von Peter Blanke und Jens Tödter gespielten Holmes und Watson erinnern an Figuren Loriots, die voller Ernst, Bedächtigkeit und Leidenschaft agieren und damit noch den Letzten im Publikum zum Schmunzeln bringen. Einige Szenen ziehen das Stück ein wenig in die Länge. Regisseur und Ensemble nutzen dies aber, um charmante Nebenfiguren ins Rampenlicht zu bringen, etwa die von Renate Hillebrandt umwerfend komisch gespielte resolute Krankenschwester.

Was nun tatsächlich zum Tod des Paares geführt hat?

Am Ende verrät es Shunderson dem Publikum. Davon sei nur eines ausgeplaudert: Auch wenn Holmes und Watson dabei sind – ein Mord war es nicht. Aber es hat etwas mit Lachen zu tun. Und damit, dass der Dumme vielleicht als letzter lacht.