Imagewechsel mit Beethoven
Freude ist es nicht, was sich auf den Gesichtern von
Bruno und Mario abzeichnet. Eher diabolisch grinsen sich
sich der Liebhaber und der Ehemann Evas an. Schließlich
ist gerade nicht Marios Schicksal besiegelt worden, wie es Eva
geplant natte, sondern ihr eigenes. Dabei war Eva eine Frau,
die wußte, was sie wollte. Den Alltag ihres Mannes Mario hat
sie fest im Griff, seine Krawatten pflegt sie ebenso auszusu-
chen wie seine Socken. Doch eigentlich will sie ihren Gatten
ja loswerden. Dafür kommt ihr Bruno gerade recht.
Eine "Sommer-Krimi-Komödie" soll "Es war nicht die
Fünfte, es war die Neunte" von Aldo Nicolaj sein, ver-
spricht das Ensemble vom Göttinger Theater im OP.
Doch Spannung mochte bei der Premiere am Freitag nicht
so recht aufkommen. Das Stück, das wohl irgendwann in
den sechziger oder siebziger Jahren entstanden ist (genau
weiß das selbst Regisseur Sascha Erdmann nicht), lebt von
Klischees und ist psychologisch eher unmotiviert. War-
um verliebt sich Bruno ausgerechnet in Eva, die Frau, die
ihn auf äußerst perfide Weise ins Gefängnis bugsiert hat?
Dafür ist die Ausstattung eine liebevolle Parodie auf die
Sechziger und Siebziger. Die aufblasbaren Plastiksessel
leuchten in grellem Orange, Che Guevara mit Brunos Ge-
sichtszügen grinst von der Wohnzimmerwand im Apart-
ment des Liebhabers, die Mario-Variante blickt miternster
Miene und in Grünblau von der Wand des ehelichen
Heims. Selbst das Bettzeug im Krankenhaus ist nicht weiß,
sondern orangefarben.
Alexandra Blank ist als Eva schön überdreht, gewinnt ihrer
Rolle aber kaum andere Facetten ab. Alexis Karageorgiou
spielt den unterdrückten, letztlich aber siegreichen Ehemann
mit einem Augenzwinkern, und Sven Abatzis hat als Bruno eini-
ge gelungene Auftritte.
Der Imagewechsel vom Pantoffel- zum richtigen Helden
gelingt den Männern nur gemeinsam: Zeit für Beethovens
neunte Symphonie. Die endet bekanntlich mit der Ode "An
die Freude".
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