Mit Spekulatius, Charme und Punsch
Kritik des GT vom 14.12.2006
„Mr. Scrooge" im Theater im OP
VON NINA BLASEY
Es gibt Menschen, die können
Glühweinduft, Plätzchen
und Weihnachtsbäumen
nichts abgewinnen. Einer dieser
Menschen polterte am
Dienstag im Göttinger Theater
im OP auf die Bühne. Sein Name
ist Ebenezer Scrooge, und
er ist der Protagonist des
Stücks „Fröhliche Weihnachten,
Mr. Scrooge", das am
Dienstag Premiere hatte.
Schon vor Beginn des Theaterstücks
werden die Zuschauer
weihnachtlich eingestimmt. Im
Theatersaal hängt der Duft von
Glühwein, eine Weihnachtsfrau
neben einem Berg von Geschenken
schenkt heißen Pusch
aus.
Als die Weihnachtsgeschichte
nach Charles Dickens beginnt,
tritt der Geizhals Scrooge
mit knallender Tür und
missmutigen Blicks auf die
Bühne. Als er in seinen Tresor
greift, kann man ihm ansehen,
wie sehr er sein Geld liebt.
Mehr als seine Mitmenschen
und vor allem mehr als Weihnachten.
Auch Versuche seines
Vetters Fred (Maximilian Gruber)
und seines unterbezahlten
Mitarbeiters Bob Cratchit
(Hendrik Kammerer), ihn am
Weihnachtsabend zur Geselligkeit
zu bekehren, schlagen
fehl.
Dennoch verbringt Scrooge
seinen Weihnachtsabend
nicht wie geplant über seinen
Büchern, sondern mit den Geistern
der vergangenen, der gegenwärtigen
und der zukünftigen
Weihnacht (Ayse Bolik).
Der Geist der Vergangenheit,
der es mit der Pünktlichkeit
nicht so genau nimmt,
kommt nicht durch die Tür,
sondern durch den Schrank,
um Scrooge widerwillig auf eine
Zeitreise zu entführen.
Postalisch
erreicht Scrooge der
Geist der Gegenwart, der mit
Spekulatius, Dominosteinen
und einem rosa Zauberstab bewaffnet
ist, um dem kaltherzigen
Mann zu zeigen, dass man
nicht viel Geld braucht, um
glücklich zu sein. Die beängstigenden
Aussichten auf das
kommende Fest werden Mr.
Scrooge vom düsteren Geist
der Zukunft überbracht. Der
geizige alte Mann beginnt, seine
Aversion gegen Weihnachten
zu überdenken.
Während die Schauspieler
das klassische Weihnachtsmärchen
mit viel Witz und Charme
präsentieren, werden sie
tatkräftig von Mr. Sound unterstützt,
der seine Instrumente
und Utensilien dazu nutzt, um
Wind, Schreibfeder, Korken
und vieles mehr klanglich
nachzuahmen.
Als der Vorhang gefallen ist,
feiern die Schauspieler und Regisseure
auf der Bühne die gelungene
Premiere mit einem
Ständchen. Und da jeder im
Publikum den Text von „Kling
Glöckchen, kling" kennt, stimmen
einige mit ein. Das Weihnachtsstück
ist ein frohes Fest
für Augen, Ohren und Herz.