Deutsche Erstaufführung
Die Verdi-Girls
Kritik des GT vom 01.11.2008
VON NADINE ECKERMANN
Einer Trophäe laufen die meisten hinterher: Die einen wollen die Stelle in der Chefetage, die anderen die Manolo-Schuhe oder die Erstauflage eine rBeatles-Single. Pete (Alexander Niedziolka) will den Pokal: Er versucht jedes Jahr aufs Neue, das Quiz beim Verdi-Festival zu gewinnen. Keine Chance bisher. Doch jetzt ist Steve tot, sein schärfster Konkurrent und Lindas (Julia Bastian) Ehemann.
Regisseur Klaus-Ingo Pißowotzki, unterstützt von vier Assistentinnen, zeichnet die beiden in „Die Verdi-Girls“ nach demText von Bernard Farrell als überkandidelte Amerikaner, sie Modell Society-Lady, er Modell Ich-wär-so-gern-wie-Marlboro-Man. Sehr komisch der Versuch des Cholerikers mit Hang zu Staubwedel-Spielchen, den „Bügelbretthüpfer“ von einem Balkon zum nächsten zu meistern.
Zu Linda und Pete passt „Lovely Mom“ Patricia (Victoria Fitz), die herrliche Miss-Piggy-Assoziationen auslöst. Dass die drei wegen der Verdi-Festspiele in Mailand sind, ist kaum zu glauben. Doch sie sind ernsthaft Kenner der klassischen Musik. Zu denen gehört neuerdings auch Breda (Eva Wiemers), eine Irin, die Linda im Verdi-Forum kennengelernt hat und mit der sie sich das Hotelzimmer teilt –bis auf eine Ausnahme die einzige Kulisse im ganzen Stück. Die Bühne (Paula Bedrow, Sonja Speidel) ist mit Betten, Bar, Sitzgruppe und angedeutetem Balkon spartanisch eingerichtet: Toll, so lenkt nichts von den witzigen Dialogen ab.
Ein Running-Gag jagt den anderen. Dafür sorgen der einsame Fußfetischist und Organisator des Festivals, Oliver (Peter Blanke), und seine Mutter, die kauzige Mrs. Green (Verdi auf englisch!), gespielt und gebrüllt vonRenate Nordmann. Sie klaut wie ein Rabe, dreht Pirouetten im Rollstuhl und bringt ihren Sohn regelmäßig zur Weißglut.
Ungeschlagener Komik-König ist allerdings Goldkettchen-Mario (Sebastian Kuda) vom Hotelpersonal: Großartig, wie er das Verdi-Quiz feiert wie einen italienischen Sieg bei der WM. Da gibt’s auch Trophäen.