Kritik des GT zur Premiere am 3. 11. 2010 zum Stück
Von Leben, Tod, Macht und Geld
Von Rhea Maria Richter
Wenn der Alkoholentzug zum gemeinsamen Hobby und Betrug zum Ideal wird – wenn man unten liegt, kann man nicht mehr fallen. Die betrunkene Maria liegt am Boden, wird von Firmenchef Tauber, von seiner Ehefrau Miriam, sogar von ihrer Tochter getreten. Es geht um Geld, Sex, Drogen und auf absurdeste Weise um Solidarität.
Die Premiere des Bühnenstücks „Gesellschaftsspiel“ von Werner Bauknecht eröffnete am Mittwochabend im studentischen Theater im OP in Göttingen einen erschreckenden Blick auf den Traum von finanzieller Unabhängigkeit, Freiheit und Korruption. Im Prinzip geht es im Gesellschaftsspiel um eines: Wie nutze ich die Situation zu meinem Vorteil aus.
Firmenchef Tauber (Martin Liebetruth) feiert seinen 50. Geburtstag und will bekannt geben, wer sein Nachfolger wird. Seine Gattin Miriam (Janina Heilmann) hintergeht ihn zusammen mit Tochter Ursula (Lisa Tyroller), während Tauber zusammen mit seinem Partner Dieter (Stefan Diekmann) der Steuerhinterziehung beschuldigt wird.
Aber wen kümmert es, wenn er seinen Vorteil herausschlagen kann? Niemanden. Nur eine Figur, Maria, besonders eindrucksvoll gespielt von Alina Halverscheid, geht den Machtspielen und Geldwäschereien mit Unmengen Alkohol aus dem Weg, während Sohn Karl (Jonathan Bredy) und Freundin (Kerstin Otto) für ein bisschen Nächstenliebe eintreten wollen. Autor Werner Bauknecht lässt das Geschehen immer weiter eskalieren, bis es um Leben oder Tod geht.
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Regisseur Thomas Rühling inszeniert das Stück mit einer brutalen Härte. Neben Businessanzug, Hemd und Kragen ziert keinerlei Requisite die Bühne. Lediglich die aufreibenden Dialoge der Figuren werden in Szene gesetzt. So steht letztlich jeder mit jedem einmal im Rampenlicht, während die übrigen am Rand auf ihren Einsatz nach dem Motto voller Einsatz, volles Risiko und voller Gewinn spekulieren.